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Mit niederschwelliger Diagnostik zu einem nachhaltigen und präventiven Gesundheitssystem

Niederschwellige Diagnostik am beispiel eines Corona Selbsttests
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Inhaltsverzeichnis

Mit niederschwelliger Diagnostik zu einem nachhaltigen und präventiven Gesundheitssystem

Niederschwellige Diagnostik am beispiel eines Corona Selbsttests

Diagnostische Tests haben in den letzten Jahren und insbesondere durch die COVID-19-Pandemie immer weiter an Bedeutung gewonnen. Insbesondere patientennahe Schnelldiagnostik (POCT) kommt dabei zum Einsatz. Gleichzeitig steigt seit Jahren das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung stetig an und führt zu einer hohen Nachfrage nach Gesundheitstests für die Kontrolle und Überwachung der eigenen Gesundheit. Durch die zunehmende Prävalenz chronischer Erkrankungen besteht zudem in westlichen Industrieländern auch ein immer höherer Bedarf an Kontrolltests. Mit niederschwelliger Diagnostik kann man dieser neuen Nachfrage umfassend gerecht werden.

POCT und Labortests in Apotheken bieten die Möglichkeit, Diagnostikmanagement innovativer, effizienter und niederschwelliger zu gestalten:

  1. Prävention statt Reaktion für ein nachhaltiges Gesundheitswesen: Die Wichtigkeit der niederschwelligen Diagnostik

Blutwerte können ein Indiz für Erkrankungen sein, so dass bei frühzeitigen Check-ups Untersuchungen und Maßnahmen eingeleitet werden können. Der Bedarf für konkrete Vorsorgeuntersuchungen besteht insbesondere für Menschen, die familiär vorbelastet sind oder zu einer Risikogruppe gehören. Viele Erkrankungen machen sich erst bemerkbar, wenn sie ein fortgeschrittenes Stadium erreicht haben. Niederschwellige Diagnostik durch vergleichsweise günstige Gesundheitstests tragen somit gesamtgesellschaftlich dazu bei, dass Erkrankungen frühzeitig erkannt und komplexe und behandlungsintensive Komplikationen reduziert werden, wodurch für die Gesetzliche Krankenversicherung hohe Behandlungskosten durch viele Arztbesuche, intensive Behandlungen und teure Medikamente verhindert werden. Diagnostische Tests sind somit ein wichtiges Instrument, um proaktiv über die Gesundheit zu denken und das Solidarsystem zu entlasten, indem der finanzielle Aufwand von einer aufwändigen Behandlung auf eine günstige niederschwellige Prävention verlagert wird.

 

  1. Nachhaltiges Erkrankungsmanagement durch niederschwellige Testmöglichkeiten

Die nicht zuletzt durch den demographischen Wandel bedingte Zunahme an Multimorbidität und chronischen Erkrankungen wird in Zukunft zu einer steigenden Inanspruchnahme von Diagnostik zur Überwachung und Kontrolle von Erkrankungen führen. Niederschwellige Diagnostik kann einen Beitrag zum besseren Krankheitsmanagement durch kontinuierliche Überwachung leisten. Die zusätzliche Anbindung an die Primärversorgung, beispielsweise durch telemedizinische Behandlungsleistungen, können sogar Hospitalisierungen reduzieren. Fundiertes diagnostik-basiertes Wissen zur aktuellen Krankheitssituation von Patient:innen führt zudem zu informierten Behandlungsentscheidungen und einer höheren Versorgungsqualität.

 

  1. Potenzierung niederschwelliger Diagnostik: Weiterentwicklung der Telemedizin durch flächendeckende und wohnortnahe Testmöglichkeiten

Die Sinnhaftigkeit einer niederschwelligen Diagnostik ergibt sich zudem daraus, dass viele diagnostische Tests derzeit für Patient:innen nicht einfach und schnell verfügbar sind, sondern nur in Arztpraxen oder sogar Krankenhäusern angeboten werden. Insbesondere für ältere, chronisch erkrankte und in ihrer Mobilität eingeschränkte Patient:innen besteht ein Bedarf an flächendeckenden und wohnortnahen Testmöglichkeiten. Dieser Bedarf kann für bestimmte Testarten durch Apotheken oder Labore mit Testmöglichkeiten in Kombination mit telemedizinischen Angeboten abgedeckt werden, indem intelligente Softwarelösungen den Austausch zwischen Telearzt, Patient und Labor ermöglichen. Digital angebundene Testverfahren unterstützen somit durch Point-of-Care-Angebote und wohnortnahe Apotheken für Labortests den Ausbau der Telemedizin und passen sich an die Bedürfnisse von Patientengruppen an.

 

  1. Entlastung von Arztpraxen durch niederschwellige Diagnostik

Ein weiterer Aspekt, der für niederschwellige Diagnostik spricht, ist die Zeit. Werden diagnostische Tests über den niedergelassenen Arzt in Anspruch genommen, ist ein Termin notwendig, der oftmals erst Tage oder Wochen später verfügbar ist. Beim Arztbesuch vor Ort kommt es zudem meist zu Wartezeiten in der Praxis und vulnerable Patient:innen werden einer unnötigen Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Für chronisch Erkrankte, die regelmäßig ihre Werte überprüfen lassen müssen, reicht zudem oftmals nur das Testergebnis. Tests in der Arztpraxis binden Kapazitäten, die bei einem fortschreitenden Ärztemangel sinnvoller für eine intensivere Behandlung eingesetzt werden könnten, denn bei telemedizinischen Sprechstunden können notwendige Laborwerte auch in Apotheken erhoben werden. Der Patient muss zur Probenentnahme nicht mehr zu einem niedergelassenen Arzt, wodurch die telemedizinische rundum Betreuung erleichtert wird.

 

  1. Fehleranfällige Selbsttestung überwinden

Point-of-Care-Untersuchungen haben zusätzlich gegenüber diagnostischen Tests, die im Labor ausgewertet werden müssen, den Vorteil, dass die Ergebnisse bereits nach kurzer Zeit vorliegen, da zum einen der Transport der Proben zu einem spezialisierten Labor entfällt und zum anderen keine Rücksicht auf zeitliche Abläufe des Labors genommen werden muss. Grundsätzlich ist aber für beide Testarten eine Durchführung in entsprechenden Apotheken sinnvoll, um eine falsche Anwendung zu vermeiden. Im Gegensatz zu Selbsttests bergen sie somit keine hohe Fehleranfälligkeit, da die Probenentnahme in Apotheken durch geschultes Personal erfolgt.

 

  1. Durch niederschwellige Diagnostik gesundheitsbewusstes Verhalten fördern

Apotheken ermöglichen Menschen niederschwellig, schnell und einfach ihre Gesundheit im Blick zu behalten. Die Nachfrage nach regelmäßigen Check-Ups zum Tracking der eigenen Gesundheit steigt stetig und gibt gesundheitsbewussten Personen Einblick, ob ihre Ernährung ausgewogen ist oder ob ein Vitaminmangel vorliegt. Der Trend zum aufgeklärten Patienten, der seine Gesundheit aktiv mitgestalten will, sollte deshalb durch niederschwellige Diagnostik unterstützt werden, denn gesundheitsbewusstes Verhalten und Gesundheitskompetenz verringern die Morbidität der Bevölkerung und sparen langfristig Kosten im Gesundheitssystem.

 

  1. Erfassung und Nutzung von Gesundheitsdaten

Die Labordiagnostik liefert unzählige Datenpunkte, die zusammen mit anderen Daten das Potenzial haben, personalisierte Behandlungen und damit bessere Outcomes zu kreieren, aber auch Gesundheitsbedrohungen von globaler Tragweite, wie die COVID-19-Pandemie, gezielt zu bekämpfen.

Umsetzung des zukunftsfähigen Diagnostikmanagements: Absicherung der Vergütung und effizienter Informationsaustausch

Das Ziel muss sein, alternative Testmöglichkeiten und somit niederschwellige Diagnostik in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung zu überführen. Dies dient dem Wohle der Bürger und verbessert die Gesamtgesundheit der Bevölkerung. Hierfür sollte zukünftig ein Mix aus Selbstzahlern und Krankenkassenleistungen bestehen. Nimmt ein Patient etwa eine telemedizinische Sprechstunde in Anspruch und werden dabei Laborwerte notwendig, sollte der Patient zur Probenentnahme die Möglichkeit erhalten, seine Laborwerte niederschwellig und ohne Wartezeiten in Apotheken bestimmen zu lassen, die der Arzt dann zur Auswertung erhält. Dies sollte wie beim niedergelassenen Arzt eine Krankenkassenleistung darstellen, die gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet werden kann.

 

Sinnvoll wäre auch eine Ausweitung von diagnostischen Tests im Rahmen von Ernährungsberatung oder Präventionsangeboten durch die Krankenkassen. Für Kunden, die gerne für das Tracking ihrer Fitness eine Nährstoffanalyse durchführen lassen möchten, kann dies wie bisher als Selbstzahlerleistung angeboten werden. Bevorzugt sollten diese Leistungen in Apotheken durchgeführt werden, da diese gesamtwirtschaftlich gesehen weniger finanzielle und zeitliche Ressourcen binden als ärztliche Leistungen.

 

Ein durch innovative Softwarelösungen gewährleisteter effizienter, sicherer Informationsaustausch unter den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen ist für die Umsetzung essenziell. Testergebnisse müssen schnell und unkompliziert im Labor, beim verantwortlichen Arzt und dem betreffenden Patienten vorliegen. Um die Entwicklung solcher Angebote zu ermöglichen, bedarf es zum einen einer engen Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und zum anderen der Absicherung der Vergütung als weitere Säule der ambulanten Versorgung.

Abschluss

Point-of-Care-Lösungen und Labortests in Apotheken werden Diagnostik in Arztpraxen nicht ablösen, bieten aber eine wichtige Ergänzung, um diese näher an den Bürger zu bringen und die Prävention und frühzeitige Erkennung von Erkrankungen durch den Einsatz smarter Softwarelösungen zu stärken. Die stärkere Integration der Diagnostik in den Behandlungspfad durch engere Zusammenarbeit mit Laboren, Behandelnden, Patient:innen und Kostenträgern hat das Potenzial, die Gesundheitsversorgung neu zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte ein niederschwelliges Angebot von Apotheken geschaffen werden, das neue Versorgungsansätze und die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens fördert. Dies kann erreicht werden, indem Apotheken eine Ergänzung zu telemedizinischen Angeboten als weiteres Standbein der Primärversorgung werden, um gesundheitsbewussten sowie chronisch kranken Menschen einen einfachen, schnellen und zuverlässigen Zugang zu Gesundheitstests zu ermöglichen. Auf diese Weise wird die Gesundheitsversorgung durch niederschwellige Diagnostik stärker präventiv statt reaktiv ausgerichtet.